Dass aus einer weissen Stoffbahn fertige Schals „Made in Italy“ entstehen, sind viele verschiedene Arbeitsschritte notwendig. Die Produktionsstätte befindet sich…
Wie wird gewebt? So funktioniert ein Webstuhl.
Die Weberei gilt als einer der ältesten Techniken um grössere Textilflächen zu produzieren. Dabei werden mehrere Fadensysteme miteinander verkreuzt und so das Gewebe hergestellt. Obwohl das Prinzip grundsätzlich einfach ist, verlangt die Produktion eines solchen Stoffes viel Geduld und Konzentration. Denn die vorgespannten Kettfäden, welche die Träger dieses Konstruktes sind, werden mit den Schussfäden rechtwinklig von einer Webkante zur anderen durchgezogen. Dieser Vorgang kann somit viel Zeit in Anspruch nehmen.

Konkret werden also die senkrechten Fäden, wie im Bild gezeigt wird, im Webstuhl eingespannt. Der Schussfaden, welcher im obigen Bild in blauer Farbe aufzufinden ist, wird von Rechts nach Links und umgekehrt “durchgeschossen”. Durch die Wiederholung dieses Vorgangs entsteht somit allmählich der Stoff.
Die Geschichte der Webkunst
Neben der Holz- und Steinbearbeitung gehört das Weben zu den ältesten Handwerken. Bereits vor 32’000 Jahren webten Mensch im ägyptischen Altertum die Fäden zu grösseren Gewändern.
Spätestens in der Jungsteinzeit, also 11’500 v. Chr., waren Gewichtswebstühle bekannt. Bei dieser Technik wurden die Kettfäden mit einem Webgewicht befestigt und an einem horizontalen Balken hängen gelassen. Nach Tonabdrücken in Tschechien kann aber festgestellt werden, dass bereits vor dieser Zeit gewebt wurde. Auch auf Schweizer Boden wurde gewebt, dies beweisen archäologische Ausgrabungen von Gewichtswebstühlen. Diese Methode wurde bis ins Mittelalter hin verwendet.

Die Webkunst verhalf vielen Völkern auch zum Reichtum. Die Assyrer, Babylonier und später auch die Phönizier handelten mit gewobenen Textilien sowie Teppichen und behaupteten ihren technologischen Vorsprung in Persien, Kleinasien und Arabien bis in das 13. Jahrhundert.
Das Weben war auch den Griechen bekannt, es stellte nach Homer die Hauptbeschäftigung der Frauen dar. In der Kunst konkurrierte sogar die Bildweberei mit der Malerei.

In der römischen Kaiserzeit wurde nicht nur mit Wolle, sondern auch mit Materialien wie ägyptische, spanische und chinesische Seide gewebt. Die Germanen webten am liebsten komplexe Muster. Dabei verwendeten sie Woll- und Leinengarne.

Die orientalische Webkunst beherrschte im frühen Mittelalter den Weltmarkt. Die reiche Verzierung der Prunkgewänder mit Ornamenten wurden unter anderem für Kaiser, Fürsten und Ritter hergestellt.

In Europa begann die Weberei im 15. Jahrhundert. In Augsburg gab es sogar eine Weberzunft mit 700 Mitgliedern. Über Jahrhunderte hinweg entstanden in Deutschland Hauswebereien. Die Partner der Hauswebereien waren das Verlagssystem und die Faktoreien. Den Webern wurde dabei das Garn verkauft und die fertige Ware wieder abgekauft. Für die Weber stellte dies eine zusätzliche Einnahmequelle dar, wobei sie nur kärglich entlohnt wurden.

Werkzeuge
Weltweit wurden jahrtausendelang verschiedenste Varianten des einfachen Webstuhls verwendet. Die Produktionstechnik veränderte sich jedoch erst mit der Erfindung des Flachwebstuhls. Mit der Entwicklung des mechanischen Webstuhls, also der Bandmühle, war es um 1600 möglich, zwanzig oder mehr Bänder gleichzeitig zu weben.

Im 18. Jahrhundert wurden wesentliche Weiterentwicklungen des Webstuhls vollbracht. John Kay erfand beispielsweise den Schnellschützen, welcher das Schützen automatisierte. Somit konnten die Kettfäden schneller mit dem Schussfaden durchgezogen werden. J.M Jacquard hingegen erbaute um 1805 einen revolutionären Webstuhl, bei dem die Kettfäden mit Lochkarten einzeln gesenkt und gehoben werden konnten. Somit war es möglich, grossflächig gemusterte Stoffe herzustellen. Die Musterungsvielfalt war nun unbegrenzt.
Die mechanischen Webstühle dieser Zeit wurden mit Dampfmaschinen angetrieben, der erste elektrische angetriebene Webstuhl wurde erst 1879 vorgestellt. Für Ausbesserungen von Fehlern werden dabei kleine Werkzeuge, wie der Putzschere, Putznadel und das Putzeisen verwendet.
Mit dem Aufkommen der industriellen Webereien verschwanden jedoch die Hauswebereien. Im 21. Jahrhundert wird das Weben vor allem als eine Art Kunsthandwerk gesehen oder für verschiedene Therapien gebraucht.
Autorin: Melis Karaali
Textquelle
- https://de.wikipedia.org/wiki/Weben
Bildquellen:
- Bild 1: Wie wird gewebt? https://emmacrea.aufildemma.com/les-differents-tissus/tissage/
- Bild 2 ;Gewichtswebstuhl https://www.landschaftsmuseum.de/Seiten/Lexikon/Weben.htm
- Bild 3: Webkunst bei Griechen https://de.wikipedia.org/wiki/Weben
- Bild 4 :Webgewand https://tagdesdenkmals.at/de/objekte-2018/wien/hofburg-ahnensaal/
- Bild 5: Weberzunft https://de.wikipedia.org/wiki/Weberhaus_(Augsburg)
- Bild 6: Flachwebstuhl https://de.wikipedia.org/wiki/Webstuhl
- Bild 7: Elektrischer Webstuhl https://dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj327/ar327111
- Bild 8: Komplexes Muster https://www.pinterest.ch/pin/392305817536341285/
- Bild 9: Der Schnellschütze https://www.fotocommunity.de/photo/schuetzen-klaus-peter-beck/40861618
- Bild 10: Die Musterkarte https://www.pinterest.ch/pin/319051954836463333/